Hallo @schachi2712,
zum Kommentar von @paba ergänze ich gern noch um einen einfachen, oft missverstandenen Punkt: die TER ist trotz "total" im Namen nicht die kompletten Kosten und man sollte sich lieber an der Netto-Performance orientieren.
Die TER enthält neben recht gut vorhersehbaren Kosten auch einige Kostenanteile, die im Vorfeld nur zu schätzen sind - die eine Gesellschaft schätzt etwas optimistischer, die andere etwas pessimistischer - am Ende zählt für dich eigentlich der Kurs und nicht die interne Budgetierung. Je nach Marktlage und Jahresverlauf kann sich die TER unterschiedlich entwickeln - es ist einfach ein Teil der internen Budgetierung und Kostenkalkulation des ETF-Anbieters.
Zusätzlich gibt es ein paar weitere Kostenbestandteile, die in der TER gar nicht enthalten sind, aber auch andere Maßnahmen, mit denen der Anbieter seine Kosten wieder hereinholen oder sogar überkompensieren kann (er kann z.B. gegen Leihgebühren und Sicherheiten einige Wertpapiere an einen anderen Anbieter verleihen, der damit temporär seine physisch/direkt replizierenden Fonds "aufrüsten" möchte, ohne diese Papiere gleich "dauerhaft" zu kaufen). Eventuell hast du auch ETF, deren Bestandteile in verschiedenen Währungen notieren - dann kommen ggf. noch Wechselkursschwankungen dazu, die sich auf die Performance positiv und negativ auswirken können. Oder ein ETF möchte sich gezielt gegen derartige Wechselkursschwankungen absichern (hedging), was dann aber wieder etwas Geld und damit am Ende Performance kostet.
Statt der TER solltest du eher die prozentuale Entwicklung verschiedener ETFs der gleichen Ausschüttungsart (thesaurierend oder ausschüttend) und des gleichen Index über mehrere Jahre zueinander vergleichen.
Ein gutes Hilfsmittel ist dafür die Website http://www.justetf.com/ , auf der man gezielt nach Fonds suchen und deren Performance in einem gemeinsamen Chart darstellen kann. "Näherungsweise" kann man auch die 1/3/5-Jahresperformance der verschiedenen ETF im Comdirect-Informer vergleichen: wer über alle drei Zeiträume hinweg mindestens im vorderen Mittelfeld lag und gute Performance gebracht hat, ist vermutlich keine schlechte Wahl. Je nach Index kann dieses "vordere Mittelfeld" aus bis zu 3/4 der ETF bestehen - die ETF-Anbieter stehen in einem harten Wettbewerb zueinander und versuchen daher jegliche Schwächen zu vermeiden.
Wenn du in so einem Vergleichschart dann einen notorischen Underperformer entdeckst, könnte das zwar an einer hohen TER liegen, es könnte aber auch an sonstigen Gegebenheiten im Fondsmanagement liegen - warum, sollte dir an der Stelle egal sein: für dich zählt das, was am Ende auf deinem Konto landet, und das ist eben die Netto-Performance.
Je nach Index kannst du aber auch feststellen, dass sich deine verschiedenen Wunsch-ETF trotz unterschiedlicher TER eine nahezu identische Performance liefern, die sich nur marginal voneinander unterscheidet.
Warum: bestimmte Indizes sind teilweise so günstig und einfach abzubilden, dass es keine großartigen Unterschiede mehr in der Performance gibt. In dem Fall: Würfeln, Bauchgefühl, "ist einer davon auch Aktions-ETF = niedrigere Ordergebühr" - du hast freie Auswahl.
Beim Vergleich kommt es auch oft vor, dass ETF mit der gleichen TER eine vollkommen unerwartete Performance hinlegen ("warum kommen diese auf so verschiedene Performance, die haben doch alle die gleiche TER").
Also: vergleiche einfach die historische Netto-Performance, blende kurz den Disclaimer "Werte der Vergangenheit garantieren nichts für die Zukunft" aus und nehme frech an, dass die verschiedenen Fonds sind in der Zukunft "ähnlich" zueinander verhalten werden.
Auch, wenn Bayern München oder BVB nicht jedes Jahr Deutscher Meister werden sollten - ihre Chancen auf "2. Liga" sind recht gering. Du wettest nicht auf "den Sieger", dir reicht bei der ETF-Auswahl typischerweise einer der vorderen Plätze.
Beim Thema TER gibt es noch ein nettes Schmankerl: "ETF" bedeutet nicht automatisch "Indexfonds", es gibt auch einige ETF, die sich gezielt aus verschiedenen ETF zusammensetzen (z.B. ETF750/ETF751/...). Man muss dabei die Anlegerinformationen sehr genau durchlesen, denn die TER kann sich dabei "nur" auf den Dach-ETF beziehen, enthält aber ggf. nicht die TER der in diesem ETF enthaltenen ETF.
Üblicherweise ist aber auch hier der sture Blick auf die 1/3/5-Jahres-Performance das Mittel der Wahl: gefällt mir das, was dieser ETF in den letzten Jahren gebracht hat im Vergleich zur Konkurrenz? Danach ist es egal, ob der ETF nun eine TER von 0,19%, 0,25%, 0,49% oder gar 0,76% hat.